Der SZ-Adventskalender und sein Benefizkonzert haben Tradition. Am 18. November 2021 fand in der Isarphilharmonie ein Konzert unter Leitung von Sir Simon Rattle statt. Die ganze Welt konnte das Konzert miterleben.
Das SZ-Benefizkonzert in München: Ein Fest für die Musikwelt
Der berühmt-berüchtigte Sir Simon Rattle übernahm die Leitung des Konzerts in der Isarphilharmonie in München am 18. November 2021. Es handelte sich um das Benefizkonzert des SZ-Adventskalenders mit Beginn um 20:00 Uhr. Eine Konzerteinführung fand bereits um 18:45 Uhr statt, aufgeführt wurde die neunte Symphonie von Gustav Mahler.
Seine letzte vollständige Symphonie wurde damit zu einem neuen Markierungspunkt in Sir Simon Rattles Biografie. Bei seinem Antritt als Chefdirigent der Berliner Philharmonie wurde die fünfte Symphonie gespielt, als er 2018 den Posten verließ, gab das Orchester die sechste Symphonie zum Besten.
Nun wurde also in München die neunte Symphonie gespielt, mit der Sir Simon Rattle wieder einmal eine Glanzleistung darlegte. Er führte sein Orchester durch das Stück, die Atmosphäre im Saal war grandios. Allerdings nicht ganz so grandios, wie sie hätte sein können, denn von den 1800 Plätzen konnten nur 450 besetzt werden. Das lag aber nicht an einer mangelnden Nachfrage, sondern vielmehr an dem Verbot, mehr Menschen in den Konzertsaal zu lassen.
Die Corona-Auflagen ließen dies nicht zu und so wurden die bis dahin schon verkauften Karten wieder storniert. Sehr zum Ärger der Menschen, die sich schon ein Ticket gesichert hatten und das Konzert nun online verfolgen mussten. Die erlaubten 450 Karten wurden verkauft und waren binnen weniger Stunden nicht mehr erhältlich.
Der Erlös der Tickets sollte dem Projekt „Musik für alle Kinder“ zukommen, welches sich für die musikalische Förderung von Kindern aus sozial schwachen Familien einsetzt. Diesen soll der Zugang zu Musikunterricht und zu Instrumenten ermöglicht werden. Das Benefizkonzert konnte durch die Stornierungen daher nur noch einen Bruchteil der geplanten Spenden einfahren. Musikfreunde waren sich zudem einig: Auch wenn Konzerteinführung und Konzert sehr spannend waren, so ist die Atmosphäre am Rechner bzw. vor dem Bildschirm doch keinesfalls mit der im Konzertsaal zu vergleichen.
Video: BRSO: Happy Birthday Sir Simon Rattle!
Sir Simon Rattle und seine Veränderungen
Der 1955 geborene Musiker hat schon zahlreiche Veränderungen in der Musikwelt bewirkt. Was er initiiert, setzt sich nicht selten als Neuerung und Highlight gleichermaßen durch. Zu Sir Simon Rattles Neuerungen zählt unter anderem die Verbindung aus Tradition und Moderne, die zwar in der Musik schon viele versucht haben, doch nicht immer kommt etwas wirklich Großartiges dabei heraus.
Dabei fordert Rattle die traditionalistisch angehauchte Musikwelt ab und zu heraus: Ein Beispiel ist seine Umsetzung der Neuen Musik, die er mit dem Tanzen verband. Er startete ein Tanzprojekt für 170 Kinder, das er zusammen mit dem Trompeter Wynton Marsalis umsetzte. Daran schloss sich ein weiteres Projekt an, bei dem 239 Jugendliche aus 25 Ländern der Welt zu Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ tanzten.
Auch sonst war Sir Simon Rattle mutig und erweiterte das übliche Repertoire der Berliner Philharmoniker um einige bedeutende Werke von Leonard Bernstein, Britten und Gershwin. Das anglo-amerikanische Musikwerk wurde ebenso zum Programm wie die Aufführung der Werke von Haydn und Bach. Auch in Bezug auf die Wahl der Aufführungsorte zeichnete sich Rattle schon mehrfach aus: Strawinsky wurde in der Fabrikhalle aufgeführt, die Osterfestspiele nicht mehr in Salzburg, sondern in Baden-Baden. Der Flughafen Tempelhof wurde zum Aufführungsort für Stockhausen.
Sir Simon Rattle hatte zudem eine Gehaltserhöhung für die Berliner Philharmoniker durchgesetzt und dafür mit Sponsoren und Politikern lange und intensiv verhandelt. In London kämpfte er für die neue Konzerthalle, doch ob diese je gebaut wird, steht in den Sternen. Grund ist die Corona-Pandemie, die die Kassen der Stadt leerte und die verhinderte, dass für solche Projekte überhaupt noch Geld zur Verfügung steht. Auch in München wird sich Rattle dafür einsetzen, dass eine neue Konzerthalle entsteht.
Er möchte dort im Werksviertel hinter dem Ostbahnhof ein Konzerthaus bauen lassen. Doch auch hier ist noch offen, wie dieses Vorhaben umgesetzt werden kann, immerhin wechselt Rattle erst 2023 nach München. Generell bleibt dabei aber festzuhalten, dass der Konzertsaal wohl grundsätzlich zur Chefsache erklärt wird, zumindest, wenn Sir Simon Rattle daran beteiligt ist.